Harvard, 16.05.2025
Haftung für den Klimawandel
Neue Harvard Studie: Wie viel kostet der Klimawandel wirklich und wer sollte zahlen? Eine Analyse auf Basis der Harvard-Studie
Der Klimawandel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine Realität mit messbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Eine vielbeachtete Studie von Forschenden der Harvard University geht der zentralen Frage nach: Wie hoch sind die tatsächlichen Kosten des Klimawandels und wer sollte sie tragen? Die Erkenntnisse dieser Studie liefern nicht nur Zahlen, sondern fordern auch ein Umdenken in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Antwort auf eine 22 Jahre alte Frage
Für Justin Mankin, der leitende Autor der Studie und Geographie-Professor am Dartmouth College, (Hanover/USA), ist damit "die wissenschaftliche Beweisführung für die Klimahaftung abgeschlossen". Die Studie beantwortet laut Mankin die 2003 ebenfalls in "nature" gestellte Frage: Wird es jemals möglich sein, jemanden wegen Klimaschäden zu verklagen?
Die wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels
Laut der Harvard-Studie summieren sich die weltweiten Kosten des Klimawandels bis zum Jahr 2100 auf mehrere Billionen US-Dollar konservativ geschätzt. Berücksichtigt wurden dabei:
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Schäden durch Extremwetter wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Stürme |
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Gesundheitliche Belastungen, etwa durch Hitzestress, Luftverschmutzung und neue Krankheitsmuster |
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Produktivitätsverluste in der Landwirtschaft und bei der Arbeit im Freien |
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Kosten für Infrastrukturreparaturen und -anpassungen |
Besonders betroffen sind Entwicklungsländer, die trotz minimaler historischer Emissionen überdurchschnittlich stark unter den Folgen leiden. Gleichzeitig sind es oft jene Länder, die sich präventive Maßnahmen oder Wiederaufbau kaum leisten können.
Wer trägt aktuell die Last?
Die Harvard-Forscher*innen stellen fest, dass diejenigen, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben, am stärksten betroffen sind ein klassisches Beispiel globaler Ungleichheit. Industrieländer, allen voran die USA, China und europäische Staaten, sind historisch für den Großteil der Emissionen verantwortlich. Die am stärksten wachsenden Kosten aber entstehen in Afrika, Südostasien und Teilen Südamerikas.
Auch innerhalb von Ländern gibt es eine Ungleichverteilung: Wohlhabendere Haushalte können sich oft besser gegen Klimarisiken absichern (Versicherungen, Umsiedlung, Technologien), während ärmere Haushalte existenziell betroffen sind.
Wer sollte zahlen?
Basierend auf ihrer Analyse plädiert die Studie für ein "Klimagerechtigkeitsprinzip", das folgende Ansätze kombiniert:
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Verursacherprinzip: Staaten mit hoher historischer Emission sollten stärker zur Kasse gebeten werden z.B. über höhere Klimafinanzierungsbeiträge an internationale Fonds. |
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Verteilungsgerechtigkeit: Unternehmen mit großen CO₂-Fußabdrücken (z.B. Ölkonzerne) sollen über Klimaabgaben zur Finanzierung globaler Anpassungsstrategien beitragen. |
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Zukunftsorientierung: Investitionen in Klimaschutz (Mitigation) sind volkswirtschaftlich günstiger als spätere Reparaturmaßnahmen. Jeder investierte Dollar spart laut Studie bis zu 7 Dollar an Folgekosten. |
Fazit: Der Preis des Zögerns
Die Harvard-Studie macht klar: Nicht zu handeln ist teurer als entschlossen zu handeln. Die Kosten des Klimawandels steigen exponentiell, je länger effektive Maßnahmen hinausgezögert werden. Es braucht daher nicht nur internationale Solidarität, sondern auch eine faire Kostenverteilung, um den globalen Klimawandel wirksam und gerecht einzudämmen.
Die Frage ist längst nicht mehr, ob wir zahlen sondern wer, wie viel und wann.
Callahan und Mankin "Die großen Emissionskonzerne und die wissenschaftliche Begründung für die Klimahaftung" ist als sogenannte Perspektive in nature erschienen.
Zum Artikel und zur Studie >>>
(Quelle: nature)