Bonn, 18.11.2024
Kulturgutschutz bei bewaffneten Konflikten:
70 Jahre Haager Konvention
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Haager Konvention tauschte sich das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (kurz: BBK) über den Stand und die Relevanz des Kulturgutschutzes mit hochrangigen Gästen und Partnern bei einem Festakt mit Podiumsdiskussion aus.
Krieg bedroht Kultur. Auch die deutsche Geschichte zeigt: In bewaffneten Konflikten wird Kulturgut zerstört, geplündert und gestohlen. Davor schützt seit nunmehr 70 Jahren die Haager Konvention.
Die große Bedeutung und Aktualität der Haager Konvention illustrierte am Freitag, 15. November, die hochkarätige Besetzung einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Festaktes „Kulturerbe in Zeiten von Krieg und Krisen 70 Jahre Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und ihre Bedeutung in Deutschland“. Geladen hatte Ralph Tiesler, Präsident des für die Umsetzung der Haager Konvention in Deutschland zuständigen BBK, gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission, Blue Shield Deutschland und der Deutschen Gesellschaft für Kulturgutschutz im Anschluss an die Internationale Tagung des SicherheitsLeitfaden Kulturgutschutz (kurz: SiLK) auf die Berliner Museumsinsel.
70 Jahre-HaagerKonvention_Panel | © BBK-Zobel
Schutz des kulturellen Erbes bleibt wichtige Aufgabe im Zivilschutz
Die Perspektive der Haager Konvention aus Sicht des Bundes zeigte Dr. Jonas Feltes auf, BBK-Referent für den Kulturgutschutz. Mit ihm diskutierten Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer, die den UNESCO-Lehrstuhl an der TU Dresden innehat, Dr. Franziska Klemstein, Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und Hochschule Mainz, sowie Prof. Dr. Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs.
Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe:
„Im Angesicht weltweit zunehmender bewaffneter Konflikte rückt die zentrale Aufgabe des BBK wieder in das Zentrum politischer und öffentlicher Debatten: der Schutz der Zivilbevölkerung gegen Auswirkungen von Kriegsgefahren. 70 Jahre nach Unterzeichnung der Haager Konvention kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges tobt heute wieder ein Krieg in Europa. Das verleiht der Haager Konvention als völkerrechtlicher Grundlage zum Schutz von Kulturwerten im Krieg eine erschütternde Aktualität.“
Haager Konvention schützt kulturelles Erbe weltweit
Neben der Bundesrepublik Deutschland ist die Haager Konvention inzwischen von mehr als 130 Staaten weltweit unterzeichnet worden darunter auch Russland. Die Staaten verpflichten sich damit zur „Sicherung und Respektierung“ von „beweglichem oder unbeweglichem Gut, das für das kulturelle Erbe aller Völker von großer Bedeutung ist“. Gegenstand der Konvention ist es auch, schon zu Friedenszeiten bedeutsame Kulturgüter gegen absehbare Folgen eines bewaffneten Konflikts abzusichern.
Ein ehemaliges Bergwerk im Schwarzwald ist die Schatzkammer der Deutschen Kulturgutsicherung. Im Barbarastollen lagern in eigens hierfür konzipierten Behältern Mikrofilme, auf denen Dokumente von hoher national- oder kulturhistorischer Bedeutung gespeichert sind. Das BBK betreibt mit dem Barbarastollen als Zentralem Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland das größte Langzeitarchiv in Europa.
Das blau-weiße Kulturgutschutzzeichen, das sogenannte „Blue Shield“, symbolisiert die völkerrechtliche Verpflichtung, das Kulturgut zu respektieren und zu schützen. An historischen Bauten, archäologischen Stätten, Museen, Archiven und als schützenswertes Kulturgut eingestuften Bibliotheken ist es als Ausdruck der auch nach 70 Jahren lebendigen Haager Konvention zu finden. Sie verbietet Konfliktparteien in militärischen Auseinandersetzungen, mit dem Blue Shield gekennzeichnetes Kulturgut anzugreifen, zu beschädigen oder zu entwenden.
70 Jahre-HaagerKonvention, AlexanderGatzsche | © BBK-Feltes
Weitere Informationen zur Haager Konvention finden Sie unter: www.bbk.bund.de/haager-konvention
(Quelle: BBK Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe)