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Oxford, 10.10.2024

Abrupter Klimaumbruch: Report zum Zustand der Erde zeigt drastische Daten

Die Erde befindet sich in einer beispiellosen Klimakrise, die immer schneller auf eine kritische Schwelle zusteuert. Ein aktueller Bericht über den Zustand der Erde zeichnet ein alarmierendes Bild, das die drängende Notwendigkeit verdeutlicht, gegen den Klimawandel vorzugehen. Der Begriff „abrupter Klimaumbruch“ beschreibt dabei den rapiden und zunehmend unvorhersehbaren Wandel von Wetter- und Klimamustern, der weitreichende Konsequenzen für Ökosysteme, Gesellschaften und die Weltwirtschaft haben könnte.

Einen Monat vor der nächsten UN-Klimakonferenz (COP 29), die vom 11. bis 22. November 2024 in Baku (Aserbaidschan) stattfindet, präsentiert ein Forscherteam höchst drastische Daten: Von den 35 "planetaren Lebenszeichen", die die Gruppe Jahr für Jahr analysiert, haben schon 25 dem Report zufolge einen Rekordwert erreicht. Die meisten sind negativ für das Klima. Mit der aktuellen Politik befinde man sich auf einem Kurs zu einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um 2,7 Grad bis 2100.

Forscher befürchten: Erreichen des 1,5-Grad-Ziels ist unplausibel
Der Report "The 2024 state of the climate report: Perilous times on planet Earth" des Teams um William Ripple von der Oregon State University (USA) ist im Fachjournal «BioScience» erschienen. Zu den Autoren gehören ebenso Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), und der dort arbeitende Forscher Stefan Rahmstorf.

Steigende Temperaturen und zunehmende Extremereignisse
Die globale Durchschnittstemperatur steigt schneller als von Wissenschaftlern ursprünglich prognostiziert. Der jüngste Report zeigt, dass die Jahre 2023 und 2024 Rekorde in Bezug auf die höchsten jemals gemessenen globalen Durchschnittstemperaturen aufstellen. Hitzeextreme, die einst selten auftraten, werden zur neuen Norm. Die Hitzewellen, die in Europa, Nordamerika und Asien zu verzeichnen waren, verdeutlichen, wie der Temperaturanstieg die menschliche Gesundheit gefährdet und die Lebensqualität stark beeinträchtigt.

Zudem haben Extremereignisse wie Überschwemmungen, Dürren, Stürme und Waldbrände in den letzten Jahren sowohl an Häufigkeit als auch an Intensität zugenommen. Besonders beunruhigend ist, dass diese extremen Wetterereignisse immer weniger vorhersehbar sind, was die Katastrophenvorsorge erschwert und die wirtschaftlichen Schäden in die Höhe treibt. Im Jahr 2023 überstieg der weltweite wirtschaftliche Schaden durch klimabedingte Naturkatastrophen die Marke von 300 Milliarden US-Dollar.

Schmelzende Gletscher und steigender Meeresspiegel
Ein weiterer kritischer Punkt des Reports ist das rapide Abschmelzen der Gletscher, insbesondere in der Arktis und Antarktis. Die Eisschilde in diesen Regionen verlieren in einem alarmierenden Tempo an Masse, was nicht nur zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt, sondern auch die marinen Ökosysteme destabilisiert. Der Meeresspiegel ist laut dem Bericht seit 1900 bereits um etwa 20 Zentimeter gestiegen. Die jüngsten Prognosen gehen davon aus, dass dieser Anstieg bis zum Jahr 2100 mindestens einen Meter betragen könnte, wenn keine drastischen Maßnahmen ergriffen werden.

Für Küstenregionen und Inselstaaten bedeutet dies eine existenzielle Bedrohung. Millionen Menschen könnten gezwungen sein, ihre Heimat zu verlassen, was eine neue Welle von Klimaflüchtlingen auslösen würde. Besonders betroffen sind dicht besiedelte Küstengebiete in Asien und Afrika, die bereits heute unter steigendem Wasserdruck und den damit einhergehenden Versalzungen von Trinkwasserquellen leiden.

Versauerung und Erwärmung der Ozeane
Neben dem Anstieg des Meeresspiegels zeigt der Report auch, dass die Ozeane weltweit weiterhin Kohlendioxid in großen Mengen absorbieren. Dieser Prozess hat zu einer deutlichen Versauerung der Meere geführt, die marine Ökosysteme bedroht. Korallenriffe, die als „Regenwälder der Meere“ bekannt sind und unzähligen Arten Lebensraum bieten, sterben in alarmierendem Tempo ab. Ein weiteres Problem ist die Erwärmung der Ozeane, die nicht nur marine Lebensräume zerstört, sondern auch zu extremen Wetterphänomenen wie stärkeren Wirbelstürmen beiträgt.

Die Ozeane spielen eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem. Sie fungieren als gigantischer Wärmespeicher, aber durch die zunehmende Erwärmung stoßen sie an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Klimabericht warnt davor, dass dies zur Destabilisierung wichtiger ozeanischer Strömungen wie dem Golfstrom führen könnte, was gravierende Auswirkungen auf das Klima in Europa und Nordamerika hätte.

Gefährdung der Biodiversität
Der Klimaumbruch wirkt sich auch dramatisch auf die Biodiversität aus. Laut dem Bericht sind zahlreiche Arten durch die rapide Veränderung ihrer Lebensräume stark bedroht. Viele Tiere und Pflanzen können sich nicht schnell genug an die neuen klimatischen Bedingungen anpassen, was zu massiven Verlusten führt. Besonders betroffen sind Polar- und Bergregionen, wo die Lebensräume durch die Erwärmung schrumpfen, aber auch tropische Regenwälder, die durch Dürren und Brandrodungen massiv geschädigt werden.

Eine der gravierendsten Folgen des Artensterbens ist der Verlust von Ökosystemdienstleistungen, die für die Menschheit von entscheidender Bedeutung sind. Bestäuber wie Bienen, die eine zentrale Rolle in der Nahrungsmittelproduktion spielen, sind durch den Klimawandel bereits stark beeinträchtigt. Der Rückgang dieser Dienste könnte die weltweite Ernährungssicherheit ernsthaft gefährden.

Der Mensch als Auslöser des Klimaumbruchs
Der Report macht deutlich, dass menschliche Aktivitäten der Hauptantrieb hinter diesem abrupten Klimaumbruch sind. Der hohe Ausstoß von Treibhausgasen durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die Abholzung von Wäldern und die industrielle Landwirtschaft haben den Planeten an einen kritischen Punkt gebracht. Ohne drastische Emissionsreduzierungen und tiefgreifende Veränderungen in der globalen Wirtschaftsweise wird es laut Wissenschaftlern unmöglich sein, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzuwenden.

Fazit: Zeit für entschlossenes Handeln
Der Report zeigt, dass wir uns in einer kritischen Phase der Klimakrise befinden. Der „abrupte Klimaumbruch“ ist keine ferne Zukunftsprognose mehr, sondern bereits Realität. Die Zeit für zaghaftes Handeln ist vorbei. Es bedarf tiefgreifender, global koordinierter Maßnahmen, um die Erderwärmung zu begrenzen, den Verlust von Biodiversität zu stoppen und die widerstandsfähigsten und gefährdetsten Teile unseres Planeten zu schützen. Jeder Moment des Zögerns verschärft die Risiken und lässt die Möglichkeiten für effektive Gegenmaßnahmen schrumpfen. (zi)

Weiterführender Link zum Report:

The 2024 state of the climate report: Perilous times on planet Earth (engl.) >>>

(Quelle: BioScience - American Institute of Biological Sciences)