Brüssel, 24.11.2023
Neuer Monitoring-Rahmen für widerstandsfähige europäische Wälder
Mit einem neuen Gesetz über das Wald-Monitoring will die Europäische Kommission Informationslücken über die europäischen Wälder schließen. Es soll eine umfassende Wissensgrundlage über Wälder schaffen, damit EU-Staaten, Waldbesitzer und Waldbewirtschafter besser auf den zunehmenden Druck auf die europäischen Wälder reagieren können. Diese müssen wiederstandfähiger gemacht werden gegen Bedrohungen wie Schädlinge, Dürren und Waldbrände, die der Klimawandel weiter verschärft.
Im Jahr 2022 verbrannten in der EU fast 900.000 Hektar Land, das belegen heute veröffentlichte Zahlen. Das entspricht in etwa der Größe Korsikas. Seit Beginn der Überwachung durch das Europäische Waldbrandinformationssystem im Jahr 2000 ist 2022 damit das zweitschlechteste Jahr; das schlimmste war 2017 mit 1,3 Millionen Hektar verbrannter Fläche, zeigt der aktuelle Bericht zu Waldbränden in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika.
EU-Umweltkommissar Virginius Sinkevičius erklärte: „Wälder gehören zu den wertvollsten Ressourcen, die wir haben. Sie sind die grüne Lunge unseres Planeten. Wir sollten sie wertschätzen und sehr gut darauf achten. Das neue Gesetz wird uns nicht nur einen klaren Überblick über den Zustand der europäischen Wälder verschaffen, sondern es den Mitgliedstaaten, Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern auch ermöglichen, ihre Reaktion auf die Belastungen durch den Klimawandel zu verbessern. Die Widerstandsfähigkeit unserer Wälder ist einer unserer wichtigsten Verbündeten bei der Bekämpfung des Klimawandels und beim Schutz der biologischen Vielfalt.“
Wopke Hoekstra, Kommissar für Klimapolitik, erklärte: „Um den Klimawandel zu bekämpfen, brauchen wir eine gesunde Natur. Derzeit sind die Wälder in ganz Europa unter Druck, unter anderem wegen Schädlingen, Hitzewellen und beispiellosen Waldbränden. Dies sind Warnungen, was die Erderwärmung mit steigender Temperatur und zunehmender Dürre bewirken kann. Um wirksame Maßnahmen zu ergreifen, müssen wir über die bestmöglichen und leicht vergleichbaren Daten verfügen. Unser Vorschlag schafft Chancen für diejenigen, die in der Forstwirtschaft tätig sind, und unterstützt die Umsetzung anderer Rechtsvorschriften im Rahmen des Grünen Deals.“
Neuer Monitoring-Rahmen
Der Monitoring-Rahmen wird die Erhebung und den Austausch aktueller und vergleichbarer Walddaten ermöglichen, die durch eine Kombination von Erdbeobachtungstechnologie und Messungen am Boden gewonnen werden. Aufbauend auf den bestehenden nationalen Systemen können so Daten und Kenntnisse für die Entscheidungsfindung und die Umsetzung politischer Maßnahmen gewonnen werden.
Derzeit sind die verfügbaren Informationen über den Zustand der Wälder und die Nutzung der Waldressourcen und -dienstleistungen verstreut und unvollständig, die Daten über die Wälder in der EU sind oft veraltet und werden anhand unterschiedlicher Definitionen erstellt, was zu erheblichen Wissenslücken führt.
Der Rahmen wird zur Schaffung einer integrierten Politikgestaltung im Forstsektor beitragen, indem er die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten stärkt und sie ermutigt, langfristige Pläne für ihre Wälder aufzustellen. Mit dem Vorschlag werden keine neuen direkten administrativen Anforderungen für Unternehmen, Waldbesitzer und Forstwirte eingeführt.
Er wird auch wirtschaftliche Vorteile bringen, da er Waldbewirtschafter dabei unterstützen wird, ihre Ökosystemleistungen wie den CO2-Abbau im Rahmen der Zertifizierung von Maßnahmen zur CO2-Entnahme. Auf der Grundlage glaubwürdigerer und zugänglicherer Daten werden Waldbewirtschafter und Waldbesitzer in der Lage sein, neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln, die zusätzliche Einkommen schaffen und gleichzeitig die klimaeffiziente Landwirtschaft ausbauen und zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Das neue Gesetz wird auch einen neuen Markt für Anbieter digitaler Überwachungsdienste, einschließlich einer großen Zahl von KMU und innovativen Start-up-Unternehmen, unterstützen.
Hintergrund: Leistungen und Zustand der Wälder
Wälder erbringen unschätzbare Ökosystemleistungen. Sie sindLebensraum für biologische Vielfalt, tragen zur Klimaregulierung bei, dienen als natürliche Kohlenstoffsenken, tragen zu sauberer Luft bei, zur Wasserversorgung und regulierung und zum Hochwasser- und Erosionsschutz.
Wälder sind unerlässlich für unseren Übergang zur Klimaneutralität und für unsere Wirtschaft. Sie liefern Rohstoffe für die Bioökonomie wie Holz, Lebensmittel, Heilpflanzen, Kork, Harz. 4,5 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von den Wäldern in der EU ab.
Die Wälder in Europa befinden sich jedoch wegen des Verlusts an biologischer Vielfalt, und aufgrund von Waldbränden, Dürren und anderen durch den Klimawandel verursachte Belastungen in keinem guten Zustand. Dies untergräbt ihre Widerstandsfähigkeit der Wälder und gefährdet die Fähigkeit zur Erbringung ihrer vielfältigen Dienstleistungen.
Nächste Schritte
Der Kommissionsvorschlag geht nun im Rahmen des EU-Gesetzgebungsverfahrens an das Europäische Parlament und Staaten im Rat der EU.
Weitere Informationen
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