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ENERGIE & ROHSTOFFE

© Public Security

Brüssel, 16.03.2023

Strategie zur Versorgung mit kritischen Rohstoffen

Kritische Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Neodym sind entscheidend für die Entwicklung grüner Technologien wie etwa Windturbinen. Die EU-Kommission will die Versorgung mit diesen Schlüssel-Elementen für den Klima-Übergang sicherstellen und hat dazu ein Gesetz für kritische Rohstoffe vorgelegt. Bis 2030 sollen so 10 Prozent dieser entscheidenden Metalle in der EU gefördert werden, weitere 15 Prozent sollen durch Recycling hinzukommen. Die Rohstoffstrategie ist damit auch entscheidend für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft.

Valdis Dombrovskis, exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission, sagte: „Kritische Rohstoffe sind entscheidend für unsere Wettbewerbsfähigkeit, die sich auf unser Ziel konzentriert: in den grünen Industrien der Zukunft führend zu sein.“

Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt, ergänzte, mit der Gesetzesinitiative verstärke die EU ihr Engagement in den Bereichen Gewinnung, Raffination, Recycling und Diversifizierung, um einen sicheren und nachhaltigen Zugang zu kritischen Rohstoffen zu sichern.

„Wichtiger als Öl und Gas“
Die EU-Kommission listet in ihrem Bericht über kritische Rohstoffe dreißig Schlüsselelemente auf, die wichtig sind für den Klima-Übergang von A wie Antimon bis S wie Strontium. So ist Lithium entscheidend für die Batterien zur Elektromobilität. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits im vergangenen September in ihrer Rede zur Lage der Union eine Gesetzesinitiative zu kritischen Rohstoffen angekündigt und erklärt: „Lithium und seltene Erden werden bald wichtiger sein als
Öl und Gas.“

Der Bedarf an Lithium in der EU wird deutlich steigen. Doch werden bislang rund 45 Prozent des Metalls in China hergestellt, 32 Prozent in Chile und 20 Prozent in Argentinien. Nur 1 Prozent des Lithiums stammt derzeit aus der EU. Die EU-Kommission setzt deshalb verstärkt auf strategische Autonomie und Veredlung wichtiger Metalle wie Lithium in Europa.

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"Der Zugang zu Rohstoffen ist entscheidend für den Erfolg unserer Transformation hin zu einer nachhaltigen und digitalen Wirtschaft."
Ursula von der Leyen, EU-Kommissionspräsidentin
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Mehr Recycling, Mehr Verarbeitung
Der Vorschlag der Kommission sieht unter anderem vor:
Mehr Rohstoffsicherheit: In der EU wird sich bis Ende des Jahrzehnts allein der Bedarf an Seltenen Erden verfünffachen. Zu den Metallen gehören Elemente wie Cer und Neodym, die wichtig sind für die Fertigstellung von Leuchtdioden oder Windturbinen. Doch bislang werden die Metalle ebenso wie andere wichtigen Elemente für den Klima-Übergang wie Lithium und Kobalt größtenteils importiert. Die EU-Kommission will das ändern. Bis 2030 sollen 10 Prozent der kritischen Rohstoffe in Europa gefördert werden, weitere 15 Prozent sollen über Recycling und Kreislaufwirtschaft wiedergewonnen werden.

Mitgliedstaaten Finnland und Belgien gehören zu den wichtigsten Veredlern von Kobalt, einem weiteren Schlüsselelement für Batterien für die e-Mobilität. Die EU-Kommission will die europäischen Produktionsfähigkeiten auch bei anderen kritischen Rohstoffe ausbauen. Bis Ende des Jahrzehnts sollen 40 Prozent der kritischen Rohstoffe in der EU zu Metall und weiteren Endprodukten für die Industrie verarbeitet werden.

Rohstoffclub
Die EU-Kommission dringt zudem auf eine Diversifizierung der Lieferländer. Künftig sollen nicht mehr als 65 Prozent eines Schlüsselelements aus einem Importland stammen. Mit Partnerstaaten strebt die EU-Kommission zudem Abkommen an, kritische Rohstoffe gemeinsam zu beschaffen.

Rohstoffpartnerschaft mit den USA
Dabei setzt die Kommission beim Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft auch auf eine enge Zusammenarbeit mit den USA. So beriet von der Leyen bei einem Besuch in Washington mit US-Präsident Joe Biden unter anderem über eine Rohstoffpartnerschaft mit den Vereinigten Staaten. Die Präsidentin sagte nach dem treffen im Weißen Haus: „Heute haben wir eine Zusammenarbeit in Bezug auf kritische Rohstoffe vereinbart, die in der Europäischen Union beschafft oder verarbeitet werden. Wir wollen ihnen denselben Zugang zum amerikanischen Markt verschaffen, als wenn sie auf dem amerikanischen Markt beschafft würden.“ Die Kommission hatte bereits zuvor erreicht, dass Elektrofahrzeuge aus europäischer Produktion in den USA die Steuervorteile des US-Gesetzes zur Verringerung der Inflation – Inflation reduction act (ira) – erhalten. Von der Leyen betonte: „Wir sollten darauf hinarbeiten, dass unsere jeweiligen Anreizprogramme fair sind und sich gegenseitig stärken.“

Mit Kanada hatte die EU-Kommission bereits im vergangenen Jahr eine Partnerschaft über kritische Rohstoffe besiegelt. Bei einem Treffen mit dem kanadischen Regierungschef Justin Trudeau vereinbarte von der Leyen, die Zusammenarbeit bei grünen Technologien weiter zu vertiefen. Die Präsidentin erklärte: „Jetzt ist es an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen. Lassen Sie uns die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen uns und unseren Unternehmen ausbauen.“ (pr)

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EU-Kommission baut auf grüne Technologien aus Europa

Die EU-Kommission setzt beim Klima-Übergang auf saubere Technologien, die in Europa gefertigt werden. Eine entsprechende initiative sieht unter anderem vor:

Made in EU
Bislang müssen wichtige Komponenten für den Klima-Übergang wie Solarzellen oder Batterien für Elektroautos importiert werden. Die EU-Kommission setzt mit dem Netto-Null-Industriegesetz auf strategische Autonomie: Bis
2030 sollen im Schnitt 40 Prozent der grünen Schlüsseltechnologien aus Europa kommen. Zudem soll die Genehmigung für strategische grüne Industrievorhaben beschleunigt werden.

Wasserstoff-Bank
Die EU strebt an, bis Ende des Jahrzehnts 10 Millionen Tonnen Wasserstoff in Europa zu produzieren und weitere 10 Millionen Tonnen des Energieträgers zu importieren. Über eine Wasserstoff-Bank sollen in der EU und in Drittstaaten Investitionen in Elektrolyseure zur Wasserstoffherstellung gefördert werden.

(Quelle: Deutscher Caritasverband e.V.)