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Ulm, 17.11.2022

Joint Support and Enabling Command knüpft engmaschiges Netzwerk von Europa bis nach Übersee

Vertreter verbündeter NATO-Staaten, inklusive des Beitrittskandidaten Finnland, sowie alliierter Kommandos und dem Obersten Hauptquartier der Alliierten Streitkräfte in Europe (englisch: SHAPE) haben sich zur Reinforcement and Sustainment Network (RSN, deutsch: Verstärkungs- und Unterstützungsnetzwerk) Herbstkonferenz beim Joint Support and Enabling Command (JSEC) getroffen. Knapp 160 internationale Teilnehmer folgten der Einladung zu der dreitägigen Veranstaltung vom 8. bis 10. November in der Ulmer Wilhelmsburgkaserne, dem Sitz eines militärischen Hauptquartiers der NATO in Deutschland.

Teilnehmer aus über 25 Nationen folgen der Einladung von Generalleutnant Alexander Sollfrank, Befehlshaber Joint Support and Enabling Command (vordere Reihe Mitte), zur Reinforcement and Sustainment Network Konferenz vom 8. bis 10. November in der Wilhelmsburgkaserne in Ulm | © Gina Seegert


Intensive Verbindungen als Basis für die Aufgabenerfüllung

Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die aktuellen und zukünftigen Anforderungen, sowie die Perspektiven und Erfahrungen, auf denen die Entwicklung einer engen Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen dem JSEC und den alliierten Nationen und Hauptquartieren beruht. Die Voraussetzung, damit das JSEC seinen Beitrag zur Befähigung und Koordinierung der Verstärkung von NATO-Streitkräften und deren Durchhaltefähigkeit leisten kann. Diese Kernaufgaben erfüllt das Kommando in einem 360-Grad-Ansatz im Verantwortungsbereich (AOR) des Obersten Alliierten Befehlshaber Europas (SACEUR).
Generalleutnant Alexander Sollfrank, JSEC Befehlshaber und Gastgeber der Konferenz erklärt: „Nach der ersten RSN-Konferenz im Juni stellt die Herbstkonferenz mit knapp 160 Teilnehmern aus den NATO-Mitgliedstaaten, Finnland und Schweden, sowie aus NATO-Dienststellen, wie SHAPE und den operativen Kommandos in Brunssum, Neapel und Norfolk, den zweiten Meilenstein auf dem Weg zur endgültigen Aufstellung des RSN dar."

Der Befehlshaber des Joint Support and Enabling Command, Generalleutnant Alexander Sollfrank (Vordergrund), ist Gastgeber der Reinforcement and Sustainment Network Konferenz vom 8. bis 10. November in der Wilhelmsburgkaserne in Ulm und begrüßt die Teilnehmer am ersten Konferenztag | © Gina Seegert


Mit der Werkzeugkiste RSN gelangen Truppen zur richtigen Zeit zum richtigen Ort

Dieses Netzwerk ist Teil eines umfassenderen Projekts, an dem das JSEC arbeitet. Ausgehend von den Überlegungen, die notwendigen Voraussetzungen in SACEURs AOR zu schaffen, ist die Entwicklung einer "Werkzeugkiste" für deren Umsetzung von wesentlicher Bedeutung. Dieses Instrumentarium ist das bereichsübergreifende RSN. Es umfasst betroffene Interessenvertreter aus dem zivilen und militärischen Umfeld, um einen ganzheitlichen Ansatz auf staatlicher Ebene zu gewährleisten. Gemeinsam mit den verbündeten Nationen und Partnern werden Informationen über Infrastruktur, Anlagen und andere Elemente zusammengetragen. Auch Rechts-, Vertrags- und Verwaltungsvorschriften werden beleuchtet und gesammelt, da all diese Details für den Transport von Truppen, Material und Nachschub von Bedeutung sind.

Die Teilnehmer der verschiedenen Nationen nutzen die Reinforcement and Sustainment Network Konferenz vom 8. bis 10. November in Ulm für intensive Diskussionen und tauschen ihre Erfahrungen aus | © Gina Seegert


Das JSEC sammelt die Daten, bewertet diese und erstellt einen Überblick für NATO-Befehlshaber und verbündete Nationen, welcher Ratschläge und Empfehlungen bezüglich der Truppenbewegungen beinhaltet. Immer mit dem Ziel, die benötigten Kräfte zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereitzustellen.
"Indem das RSN bereits in Friedenszeiten in Zusammenarbeit mit den alliierten Nationen und Partnern aufgebaut wird, ist es dem JSEC möglich, dieses Netzwerk bei Bedarf jederzeit zu aktivieren. Die Hauptaufgabe des RSN wird darin bestehen, alle Operationen in SACEURs AOR zu unterstützen“, betont Sollfrank. "Dies trägt zu einer glaubwürdigen Abschreckung und bei Bedarf zu einer effektiven und effizienten Verteidigung jedes Zentimeters alliierten Territoriums bei."

Eine stetige und wirksame Verwaltung des RSN ist entscheidend, damit das JSEC seine Aufgaben erfüllen kann. Mit der Einrichtung des Verstärkungs- und Unterstützungsnetzes bereits in Friedenszeiten ist das JSEC so vorbereitet und in der Lage, den NATO-Oberbefehlshaber in Europa in Krisen und Konflikten zu unterstützen.
Gleichzeitig nimmt das militärische Hauptquartier in Ulm auch die Rolle des Beraters des SACEUR für Verstärkung und Durchhaltefähigkeit wahr, indem es ihm alle hierzu relevanten Informationen zur Verfügung stellt und ihn dabei unterstützt, die richtigen Entscheidungen auf strategischer Ebene zu treffen. Indem das JSEC seinen Auftrag effizient erfüllt, trägt es zur Einsatzbereitschaft und Glaubwürdigkeit des NATO-Bündnisses bei.

Konferenz profitiert von intensivem persönlichem Austausch der Teilnehmer
Weitere Informationen:

"Die Zusammenarbeit über digitale Kanäle funktioniert natürlich und bringt uns die Ergebnisse, die wir brauchen, aber ein persönliches Treffen auf einer Konferenz wie dieser bietet einen großen Mehrwert, da die Diskussionen mit den verschiedenen NATO-Kommandos und -Partnern von Angesicht zu Angesicht, sowohl in Vorträgen als auch in Einzelgesprächen, den Austausch unterschiedlicher Ansichten und Fachwissen intensivieren. Ich bin mit den letzten Tagen hier in Ulm und den Fortschritten, die wir gemacht haben, sehr zufrieden", betont ein spanischer Teilnehmer am Ende der Konferenz.

Weitere Informationen:

Was ist SACEURs AOR?

Der Verantwortungsbereich des Obersten Alliierten Befehlshaber Europas reicht von der Ostküste Nordamerikas bis zu den baltischen Staaten im Nordosten Europas, von Polen und Rumänien in Osteuropa bis zur Türkei und Griechenland im Süden.
Ein Blick zurück: Die Aufstellung des JSEC
Nach einer dreijährigen Aufbauphase erreichte das JSEC im September 2021 seine volle Einsatzfähigkeit.
Nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 rückte die Notwendigkeit einer schnellen Verlegung von Streitkräften beim NATO-Gipfel in Wales in den Mittelpunkt.

Der NATO-Gipfel in Warschau 2016 unterzog dann die Kommandostruktur, vor dem Hintergrund eines sich ständig verändernden Sicherheitsumfelds, einer weiteren Überprüfung, bevor schließlich zwei Jahre später, im Jahr 2018, das Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel zwei neue Kommandos, das JSEC und das in den USA ansässige Joint Force Command Norfolk, hervorbrachte.

Mit heute knapp 300 Dienstposten und 25 vertretenen Nationen trägt das JSEC in Ulm zur neuen NATO-Strategie bei, die im September 2022 eingeführt wurde und den Schwerpunkt auf "Abschreckung und Verteidigung des euro-atlantischen Raums" legt und die enge Verbindung zwischen Nordamerika und Europa unterstreicht.

(Quelle: Joint Support and Enabling Command)