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ENERGIE & ROHSTOFFE

© Mehrere Argo-Floats werden in einem Wassertank getestet, Quelle: Ifremer

Bonn, 18.10.2021

BSH programmierte erfolgreich autonome Argo-Treibboje für Einsatz unter dem Eis

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat eine autonome Argo-Treibboje so programmiert, dass sie erfolgreich neun Monate ozeanographische Daten unter dem arktischen Eis erheben konnte. Der Arktische Ozean ist insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel, für Wettervorhersagen und für die Schifffahrt von Interesse.

Das sogenannte Argo-Float mit der Nummer 7900549 wurde im Oktober 2020 im Rahmen des internationalen Beobachtungsprogramms Argo nördlich von Spitzbergen im Arktischen Ozean ausgebracht. Danach sank es zunächst auf eine Tiefe von 1000 m ab und driftete mit der Meeresströmung gen Osten. Sechs Wochen später schloss sich die Eisdecke über dem Argo-Float. Alle 10 Tage tauchte es weiter bis auf 2000 m Tiefe ab, um dann langsam wieder Richtung Wasseroberfläche unterhalb der Eisdecke aufzusteigen. Auf dem Weg maß es kontinuierlich die Temperatur und den Salzgehalt des Wassers. Anschließend sank es wieder auf 1000 m ab, um weiter zu driften. Nach neun Monaten unter dem Eis tauchte das Argo-Float am 20. August 2021 wieder im eisfreien Wasser der Kara See nördlich von Russland auf. Zurzeit driftet es Richtung Tschuktschensee zwischen Sibirien und Alaska.

Für derartige Einsätze hat das BSH einen Algorithmus entwickelt, mit dem die Argo-Floats einen direkten Kontakt mit der Eisdecke des Arktischen Ozeans vermeiden. Wird in einer Wassertiefe von 10 bis 30 m eine geringere Temperatur als -1,4°C gemessen, sinken sie wieder auf 1000 m Tiefe ab. Erst wenn die Temperaturen in der Nähe der Wasseroberfläche diesen kritischen Wert von -1,4°C übersteigen, tauchen die entsprechend programmierten Argo-Floats vollständig an die Wasseroberfläche auf. Nach dem Auftauchen werden die erhobenen Daten per Satellit übertragen und in Nahe-Echtzeit veröffentlicht.

© Die bisherige Reise des Argo-Floats mit der Nr. 7900549 von Spitzbergen bis in die Kara See (klick to enlarge)


Bisher waren Messungen im Arktischen Ozean nur im Rahmen von Schiffsexpeditionen möglich, die in der Regel nur während der Sommermonate stattfinden können. Nun ermöglichen Argo-Floats auch in den Wintermonaten die Erhebung von Daten im Arktischen Ozean. Argo-Floats werden über eine Batterie betrieben, die erfahrungsgemäß bis zu vier Jahre reicht. Das Argo-Float mit der Nummer 7900549 könnte seinen Einsatz also noch weitere drei Jahre fortsetzen.

Das BSH ist maßgeblich am Management und der Weiterentwicklung von EuroArgo, dem europäischen Beitrag zum Argo-Programm beteiligt, koordiniert den deutschen Beitrag zum Argo-Programm und stellt die dauerhafte Qualitätskontrolle der Daten sicher.

Weitere Informationen:

ierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kompetenzen, Bedarfe o. Ä. vorstellen und sich mit anderen interessierten Akteuren vernetzen. Die virtuelle Veranstaltung findet am 20.10.2021 statt. Weitere Informationen finden Sie in Kürze auf dieser Webseite:

Allgemeine Informationen zum Argo-Programm finden Sie hier >>>

Im Rahmen des Argo-Programms treiben derzeit fast 4.000 Argo-Floats auf den Weltmeeren. Den aktuellen Stand finden Sie auf dieser Karte >>>

Den weiteren Weg des Argo-Floats mit der Nummer 7900549 können Sie hier verfolgen >>>

Das BSH ist die zentrale maritime Behörde Deutschlands. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf 5 Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen. Im Mittelpunkt der Aufgaben stehen u.a. die Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt, Forschung und Erhebung langer Datenreihen im Bereich der Ozeanographie und Meereschemie, der Wasserstandsvorhersagedienst sowie die nautische Hydrographie, im Rahmen derer amtliche Seekarten erstellt werden. Ein in letzter Zeit stetig anwachsender Bereich ist die Zuständigkeit als Genehmigungs- und Überwachungsbehörde für Offshore-Windenergieanlagen. Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister unterstützt das BSH die maritime Wirtschaft mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten.

Um die Vereinbarkeit von Schutz und Nutzung der Meere kontinuierlich zu verbessern und das Wissen über die Meere kontinuierlich zu vertiefen, arbeitet das BSH in der maritimen anwendungsorientierten Forschung und an der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Untersuchungen und Bereitstellung von Daten zu Seegangsmessungen in Offshore-Windparks sowie der Aufbau von Schallmessnetzen in Nord- und Ostsee und die Bereitstellung von Daten und technischen Informationen zu Impulsschall im Meer sind Beispiele dafür. Auch die Entwicklung von Technologien zur Messung von Schiffsemissionen in der Luft gehört dazu. Mit dem BSH Systemlabor Navigation und Kommunikation steht eine Testumgebung für komplexe Navigations- und Kommunikationssysteme zur Verfügung.

(Quelle: Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie)